#FragDieArchäologin
Immer wieder bekommen wir viele interessante Fragen von euch, die unsere Archäologin Lejla Hasukić gerne beantworten möchte. Jeden Donnerstag werden wir versuchen, eine dieser Fragen zu beantworten und euch so spannende Infos über die Jungsteinzeit und die Archäologie zu geben.
Ihr habt Fragen? Dann schickt sie uns per E-Mail an steinzeitdorf-pestenacker@lra-ll.bayern.de oder über unser Kontaktformular. Ihr könnt uns auch über Facebook und Instagram schreiben, wir sammeln alle Fragen und suchen jede Woche eine raus, die beantwortet wird! Bitte habt Verständnis, dass wir nicht jedem persönlich antworten können! Regelmäßig vorbeischauen lohnt sich aber, da eure Frage schon die Nächste sein könnte, die beantwortet wird!
Wir freuen uns auf eure Fragen!

Frage der Woche
12.08.2021 - Graben Archäologen auch Dinosaurierknochen aus?

Häufig wird die Archäologie mit der Paläontologie verwechselt. Archäologie ist die Lehre der materiellen Hinterlassenschaften des Menschen. Wir Archäologen und Archäologinnen beschäftigen uns mit sämtlichen Formen vergangener Architektur, den Gegenständen vergangener Kulturen, aber auch ihren Sitten wie z. B. der Bestattungskultur. Es gibt viele verschiedene Bereiche und Fachgebiete in der Archäologie und sie wird zu den Geisteswissenschaften gezählt.
Mit Dinosauriern hat die Archäologie somit nichts zu tun, dafür aber die Paläontologie. Paläontologen und Paläontologinnen beschäftigen sich mit der vorzeitlichen Tier- und Pflanzenwelt, den Fossilien. Als Fossil werden Arten eingestuft, die in einem früheren Erdzeitalter lebten, somit älter als 10 000 Jahre alt sind. Sie lassen sich in ein geologisches Zeitalter vor dem Beginn des Holozäns einordnen. Die Paläontologie wird als naturwissenschaftliche Disziplin betrachtet.
Kurz:
Archäologie = Untersuchung menschlicher Artefakte
Paläontologie = Untersuchung von Fossilien
Foto: Adobe Stock
26.08.2021 - Warum heißt die Steinzeit eigentlich Steinzeit?

Stein war für eine sehr lange Zeit der wichtigste Rohstoff für Menschen. Als Steinzeit wird die Periode von vor etwa 2,6 Millionen Jahren bis ungefähr 2200 v. Chr. in Mitteleuropa bezeichnet. Je nach Region dauerte die Steinzeit auch kürzer oder länger und wird noch mal unterteilt in Alt-, Mittel- und Jungsteinzeit. Die Steinzeit ist der älteste Abschnitt der Menschheitsgeschichte.
Die Bezeichnung Steinzeit stammt vom Dänen Christian Jürgensen Thomsen, der 1836 das Dreiperiodensystem einführte. Wichtige Gebrauchsgegenstände wie Werkzeuge, Waffen und Schmuck wurden nach dem vorrangig genutzten Werkstoff in Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit gegliedert. In der darauffolgenden Periode der Bronzezeit nutzen die Menschen eine Legierung aus 90 % Kupfer und 10 % Zinn und fertigten ihre Gebrauchsgegenstände daraus.
Foto: Adobe Stock
02.09.2021 - Wann und wie lange war Pestenacker in der Steinzeit besiedelt?

Willi B. hat uns diese spannende Frage über Instagram gestellt und wir möchten sie gerne für alle beantworten.
Die prähistorische Siedlung Pestenacker wurde 3495/96 v. Chr. gegründet und wahrscheinlich in vier Phasen besiedelt. Die erste Siedlung brannte nach ihrer Gründung in Teilen bereits nach vier Jahren ab, wurde aber wiederaufgebaut. Diese erste Siedlung existierte ca. 15 Jahre, bis 3482/3481 v. Chr.
Die Siedler kehrten nach ca. 25 Jahren wieder zurück und siedelten an der gleichen Stelle in Pestenacker. Diese zweite Siedlung existierte zwischen 3457 v. Chr. bis 3447 v. Chr.
Auswertungen zeigen, dass es noch eine dritte und wahrscheinlich auch vierte Siedlungsphase gegeben hat. Diese dritte Phase dauerte von 3429 v. Chr. bis 3410 v. Chr. Die vierte Siedlungsphase lässt sich dendrochronologisch nicht auswerten.
Wichtig zu wissen: Die Siedler haben an anderer Stelle gesiedelt, wenn sie nicht gerade in Pestenacker daheim waren. Nur 500 m entfernt von Pestenacker ist das ältere Unfriedshausen, welches schon 3537 v. Chr. gegründet wurde und ebenfalls in mehreren Siedlungsphasen genutzt wurde.
Archäologinnen und Archäologen gehen davon aus, dass es noch weitere unentdeckte Siedlungen in unmittelbarer Nähe von Pestenacker geben muss. Diese These wird jüngst durch Ausgrabungen im Jahr 2020 bestätigt. Bei einer Trassengrabung kamen unweit von Pestenacker weitere Hausbefunde zutage, die wissenschaftlich ausgewertet werden müssen.
Foto: LRA/L. Hasukić
11.09.2021 - Woher hat Pestenacker seinen Namen und seit wann?

Diese Frage hat uns Annunciata über Instagram geschickt und wir möchten sie gerne für alle beantworten.
Der Ortsname Pestenacker kann mehrere Bedeutungen haben: Er könnte „bei den schlechten sumpfigen Äckern“ bedeuten, da das Wort „Pez“ im keltischen „Sumf“ bedeutet und die Gegend durch ihre feuchten Böden auch heute noch geprägt ist. Die Schreibweise ändert sich jedoch mannigfaltig.
Als wahrscheinlicher gilt die Deutung „bester Acker = besten Acker = Pestenacker“ aufgrund der sehr guten Böden auf der Hochfläche oberhalb des Talgrunds. Diese Lössböden hatten sich schon die Siedler der Jungsteinzeit zu nutzen gemacht und die Flächen bewirtschaftet.
Die erste urkundliche Erwähnung als „Pessinacha“ stammt aus dem 12. Jahrhundert. Mehrere Herrschaften übten zu dieser Zeit ihr Besitzrecht aus. Die Klöster Benediktbeuren und Polling sind hier besonders hervorzuheben.
Ihr wollt mehr über Pestenacker oder andere Dörfer und Gemeinden im Landkreis erfahren? Dann schaut unbedingt in das Buch „Landkreis Landsberg am Lech – Heimat zwischen Oberbayern und Schwaben“. Unsere Kreisheimatpflegerin Frau Dr. Weißhaar-Kiem ist für die Konzeption verantwortlich gewesen. Euch interessiert, was die Kreisheimatpflege im Landkreis Landsberg alles macht? Dann schaut mal hier vorbei!
Foto: ©Wikimedia Flodur63, Lizenz: CC BY-SA 3.0
17.09.2021 - Standen die Pfahlbauten in Pestenacker im Wasser?

Diese spannende Frage möchten wir diese Woche beantworten, da es hier vor allem auf die Definition der Begriffe ankommt.
Die prähistorische Siedlung in Pestenacker ist keine Pfahlbausiedlung im eigentlichen Sinne, sondern eine Feuchtbodensiedlung. Häufig werden diese zwei Begriffe synonym verwendet, obwohl es nicht das Gleiche ist!
Pfahlbausiedlungen standen während ihrer Besiedlungsphase im Wasser oder direkt am Ufer. Es sind Holzbauten, die nicht direkt am Boden liegen, sondern durch Pfähle/Stelzen vom Boden bzw. Wasser abgehoben sind, da der Wasserspiegel ansteigen konnte. Bei niedrigem Wasserspiegel stehen diese Häuser auf Stelzen und haben deswegen ihren Namen bekommen.
Feuchtbodensiedlungen standen lediglich auf feuchtem Grund (auch an Ufern) oder im sumpfigen Boden. Stieg der Wasserspiegel an gerieten einige dieser Ufersiedlungen unter die Wasserlinie und wurden häufig irrtümlich als Pfahlbauten bezeichnet. Andere Feuchtbodensiedlungen waren auf Pfählen gebaut, aber diese Pfähle bzw. Stelzen waren zur Besiedlungszeit nicht sichtbar, da sie im sumpfigen feuchten Boden verschwanden. Bei Ausgrabungen könnten sie irrtümlicherweise trotzdem als Pfahlbauten bezeichnet worden sein.
Das prähistorische Pestenacker stand nicht im Wasser und ist keine Pfahlbausiedlung, sondern eine Feuchtbodensiedlung. Das Dorf war direkt am Loosbach im moorigen Boden gebaut worden.
Echte Pfahlbausiedlungen gibt es heute noch viele wie unser Foto beweist: Eine Siedlung im Süßwasser Inle-See im Shan-Staat in Myanmar.
Foto: ©Gerd Eichmann; Lizenz: CC BY-SA 4.0
23.10.2021 – Momentan sieht man überall Kraniche vorbeiziehen. Gab es diese Vögel schon in der Steinzeit?

Diese Frage kam auf, weil Kraniche häufig direkt über unser Steinzeitdorf fliegen oder in großen Scharen auf den benachbarten Felder landen. Hunderttausende von diesen tollen Vögeln ziehen derzeit wieder in ihre Winterquartiere in Südeuropa und Nordafrika. Vor allem entlang der Flüsse Donau, Isar und unserem Lech lässt sich der Zug der Kraniche gut beobachten.
Ja, es gab Kraniche (Grus grus) während der Jungsteinzeit und auch unsere Siedler in Pestenacker haben diese Vögel gerne gejagt. Fleisch und Eier dienten den Siedlern als Nahrung. Die Knochen waren von guter Festigkeit und wurden für Werkzeug verwendet und die Federn könnten als Schmuck gedient haben.
Kraniche bewohnen Sumpf- und Moorlandschaften in weiten Teilen des nördlichen und östlichen Europas. Während der Jungsteinzeit kamen sie auch vermehrt in der Nähe der Feuchtbodensiedlungen vor, da ihnen die Moorlandschaft auch bei uns sehr gute Lebensbedingungen lieferte.
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©Jan Thomas, Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0
30.09.2021 - Gibt es unterschiedliche Silex-Arten? Teil 1

Im deutschsprachigem Raum wird der Begriff „Silex“ als Oberbegriff für Silexmineralien gebraucht, die in der Vor- und Frühgeschichte Verwendung fanden. Der Begriff wird speziell in der Archäologie anders verwendet als in der Geologie oder Mineralogie, denn hier wird Silex synonym zu Feuerstein und Hornstein verwendet.
Als „Feuerstein“ wird der „Flint“ aus der Kreidezeit und dem untersten Tertiär (Erdzeitalter) bezeichnet. Dieser Feuerstein kann als wenige Zentimeter bis zu mehreren metergroßen Knollen vorkommen und von einer weißen Kreideschicht überzogen sein. Er besteht aus ausgefälltem, kryptokristallinem Quarz, mit Kristallen, die unter dem Mikroskop einzeln nicht mehr erkennbar sind.
Als „Hornstein“ werden eigentlich nur silexartige Materialien aus anderen früheren Epochen bezeichnet. Man findet sie z. B. in feinkörnigen Kalksteinen. Die Quarzkristalle in diesen Knollen sind nicht nur kryptokristallin ausgeprägt, sondern auch unter dem Mikroskop erkennbar.
Es gibt zahlreiche Feuersteinvorkommen in Jura- und kreidezeitlichen Ablagerungen. Somit gibt es unterschiedliche Silex-Arten, jedoch ist die Verwendung von diesem Begriff in der Archäologie, hier spezielle in der Vor- und Frühgeschichte eine andere als in der Geologie.
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©jacilluch, Lizenz: CC BY-SA 2.0
07.10.2021 – Gibt es unterschiedliche Silex-Arten? Teil 2

Wir knüpfen an die Frage von letzter Woche an und möchten im zweiten Teil über die Silexvorkommen sprechen.
Die in der Archäologie unter dem Oberbegriff „Silex“ verwendeten Silexmineralien sind europaweit verbreitet. Nicht nur in Jura- und Kreidezeitlichen Ablagerungen sind sie zu finden, sondern auch herausgelöst aus ihrem ursprünglichen stratigrafischen Entstehungszusammenhang in eiszeitlichen Sedimenten als Bestandteil von Grund- und Endmoränen sowie auch innerhalb von Schmelzwasserablagerungen.
All diese unter dem Oberbegriff als „Silex“ bezeichneten Materialien können aus unterschiedlichen Lagerungsstätten kommen und somit auch unterschiedlich aussehen. Zum Beispiel unterscheiden sich Jaspis, Radiolarit und Spikulit stark von Plattensilex. Mit einer Analyse unter einem Episkopie-Stereomikroskop lässt sich die ursprüngliche Ablagerungsumwelt durch die eingeschlossenen Überreste im Stein beschließen und damit auch die ursprüngliche geografische Herkunft.
Die unterschiedlichen Silexarten lassen sich somit auch sehr genau bestimmen. Auf dem Foto seht ihr Pfeilspitzen aus unterschiedlichen Materialien, die unsere Siedler sicher auch verwendet hätten. Auch eine Pfeilspitze aus Bergkristall ist dabei.
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©Landratsamt Landsberg/Hasukić
14.10.2021 – Wo kamen die Siedler in Pestenacker her und wo gingen sie hin?

Diese spannende Frage wurde uns bei einer Führung gestellt. Eine kurze Antwort ist nicht einfach, aber wir wollen es versuchen:
Die Feuchtbodensiedlung Unfriedshausen, auch als Talterrassensiedlung bezeichnet, liegt nur 500 m weiter weg und wurde 3537 v. Chr. gegründet. Eine weitere, leider trockengefallene Siedlung liegt 3 km weiter nördlich von Pestenacker und wird als Pestenacker-Nord bezeichnet. Auch wurden 2020 bei einer Trassengrabung weitere Haubefunde in unmittelbarer Nähe von Pestenacker entdeckt, jedoch aber noch nicht wissenschaftlich ausgewertet.
Pestenacker muss von einer anderen Siedelstelle oder Niederlassung aus geplant und angelegt worden sein, insbesondere, weil die Siedelgemeinschaft umfassend entfaltet war ohne lange Entfaltungsphase. Die Siedler kamen somit aus dem näheren Umfeld und blieben auch im näheren Umfeld, wie die unterschiedlichen Siedelphasen der bekannten Siedlungen beweisen.
Auf dem Luftbild seht ihr wie nah beieinander die Siedlungen Unfriedshausen, Pestenacker und Pestenacker-Nord liegen.
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©Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege – Luftbilddokumentation, Aufnahmedatum 08.10.1995, Foto: K. Leidorf, Archiv-Nr. 7930/074, Dia 7394-01
21.10.2021 – Gibt Pestenacker Rückschlüsse darüber, wie die Menschen in der Steinzeit ihre Toten bestattet haben?

Diese spannende Frage hat uns Tanja über Instagram geschickt und heute gibt es die Antwort:
Die Menschen in der Jungsteinzeit hatten je nach Region und Zeitperiode ganz unterschiedliche Bestattungsrituale. Die materiellen Funde aus Pestenacker deuten darauf hin, dass die Siedler der Altheimer Kultur angehörten. Diese Kulturerscheinung tritt während des späten Jungneolithikums zwischen 3800 v. Chr. und 3400/3300 v. Chr. auf.
Uns sind keine größeren Gräberfelder oder Friedhöfe der Altheimer Kultur bekannt. Wahrscheinlich wurden die Menschen dieser Kulturgruppe auf eine Art und Weise bestattet, die heute nicht mehr nachweisbar ist. Es gibt Feuerbestattungen, bei denen die Asche nicht beigesetzt/vergraben wird. Auch unterschiedliche Naturbestattungen hinterlassen keine Gräber oder Grabreste.
Es gibt auch wenige Bestattungen der Altheimer Kultur, die auf einen Ritus hinweisen wie z. B. das Hockergrab eines Mannes in Ergolding-Fischergasse und die zwei Hocker- und eine Brandbestattung aus Stephansposching. Leider sind diese Beispiele nicht repräsentativ für die ganze Altheimer Kulturgruppe.
In Pestenacker und der Umgebung wurden bisher keine Gräber der Altheimer Kultur gefunden. Somit haben wir keine Hinweise, wie die damaligen Siedler ihre Toten bestattet haben. Wir können nur vermuten, dass es sich um eine Art Naturbestattung gehandelt haben muss. Eine Möglichkeit könnte Wasserbestattungen sein, wie es heute auch in manchen Teilen der Welt üblich ist. Diese Wasserbestattungen sind z. B. nur durch Gebetsflaggen erkennbar, wie unser Bild zeigt.
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©Pondspider; Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0
28.10.2021 – Was ist eine trockengefallene Siedlung und wie kommt es dazu?

Diese Frage erreichte uns prompt, nachdem wir euch vor kurzem erklärt hatten, woher die Siedler in Pestenacker kamen. Gerne erklären wir den Unterschied zwischen „trockengefallenen“ und „feuchten“ Siedlungen.
Ist eine Feuchtbodensiedlung auch noch lange nach dem Verlassen der Siedler im feuchten Boden/Wasser (somit unter Luftabschluss), dann erhalten sich die Holzstrukturen dieser Siedlung über Jahrtausende. Die Siedlungsreste sind konserviert. Archäologinnen und Archäologen können bei Ausgrabungen durch diese noch feuchten Siedlungsreste sehr gute Forschung betreiben und viel über die Lebensweise der damaligen Siedler aussagen.
Wenn eine Feuchtbodensiedlung „trocken fällt“, bedeutet es, dass sie über einen längeren Zeitraum nicht im nassen Boden war. Die Holzreste und andere organische Funde waren dem Sauerstoff ausgesetzt und Bakterien haben dann diese Holzreste zersetzt. Übrig für die Archäologie bleibt nicht mehr viel und für die Forschung damit auch nicht viel zum Auswerten. Pestenacker-Nord ist so eine trockengefallene Siedlung. Bei Grabungen konnten nur noch Steinartefakte geborgen werden (wie auf unserem Beispielfoto zu sehen), die auf eine Besiedlung hinweisen.
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©Adobe Stock 208283910
04.11.2021 – Was hat es mit den Schafen in Pestenacker auf sich?

Diese Frage stellen Besucherinnen und Besucher sehr häufig, wenn Sie die Glocken der Schafe im Steinzeitdorf hören.
Bei unseren Schafen handelt es sich um Alpine Steinschafe. Sie sind die historische Ausgangsrasse der Bergschafzucht im Ostalpenraum und stark vom Aussterben bedroht. Es gibt nur wenige Zuchtbetriebe in Bayern, jedoch haben wir das große Glück, dass Tobias Alpine Steinschafe züchtet und diese auch häufig im Steinzeitdorf grasen.
Durch Blutprobenuntersuchungen konnte festgestellt werden, dass das Alpine Steinschaft trotz unterschiedlicher Einkreuzungen vom neolithischen Torfschaf abstammt. So können wir uns beim Betrachten unserer Schafe noch am ehesten vorstellen, wie die Schafe der Siedler aus Pestenacker ausgesehen haben.
Die Steinschafe auf dem Foto könnt ihr immer mal wieder im Steinzeitdorf antreffen.
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©Landratsamt Landsberg/Hasukić
11.11.2021 - Was ist die Altheimer Kultur und warum heißt sie so?

Im Jungneolithikum gibt es mehrere Kulturerscheinungen und eine davon ist die Altheimer Kultur (oder Altheimer Gruppe). Diese Kultur existierte zwischen 3800 und 3400/3300 v. Chr. und hat ihr Hauptverbreitungsgebiet in Niederbayern und der südlichen Oberpfalz, streut aber auch bis zum Lech und zu uns nach Pestenacker.
Ihren Namen hat die Altheimer Kultur durch das 1911 entdeckte und 1914 ausgegrabene Erdwerk von Altheim (Altheim-Essenbach bei Landshut in Niederbayern). Aber warum ist das so? In der archäologischen Wissenschaft ist für eine Kulturerscheinung häufig der erste Fundplatz namengebend. Es gibt auch Kulturerscheinungen, die nach ganz bestimmten und markanten Merkmalen oder Artefakten benannt werden wie z. B. die Glockenbeckerkultur. Namengebend sind hier die glockenförmigen Keramikgefäße.
Unser heutiges schönes Bild zeigt das Altheimer Erdwerk und ist von Frithjof Spangenberg. Auf der Homepage www.illu-atelier.de gibt es noch zahlreiche weitere Arbeiten zu bewundern! Wir bedanken uns für die Zurverfügungstellung des Bildes.
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©Frithjof Spangenberg/www.illu-atelier.de
25.11.2021 – Wie hart war der Winter in der Steinzeit wirklich? Teil 1

Diese Frage wurde uns im Steinzeitdorf häufiger im Herbst an kälteren Tagen gestellt, da man sich den Winter in der Steinzeit sehr ungemütlich vorstellt. Der Winter war tatsächlich eine Herausforderung für unsere Siedler.
Zahlreiche Arbeiten standen an, die im Frühjahr, Sommer und Herbst aufgrund der Feldarbeit und Ernte zu kurz kamen. Werkzeug musste repariert oder auch neu hergestellt werden. Für die Herstellung eines Steinbeiles benötigt es ungefähr 40 Stunden! Auch Seile und Schnüre auf Flachs mussten gezwirnt und gedreht werden und der Flach bearbeitet werden.
Im Winter wurden Bäume gefällt, da Holz für Ausbesserungsarbeiten gebraucht wurde. Das Holz unserer Siedler in Pestenacker kam immer aus der näheren Umgebung.
Das Thema Nahrung war jedoch am wichtigsten für die damaligen Bauern. Mehr dazu gibt es nächste Woche bei #FragDieArchäologin #FrageDerWoche
Du hast Fragen? Dann schick sie uns auch gerne an unsere E-Mail steinzeitdorf-pestenacker@lra-ll.bayern.de
© Landkreis Landsberg/Hasukić
02.12.2021 - Wie hart war der Winter in der Steinzeit wirklich? Teil 2

Bereits letzte Woche haben wir euch über die harten Winter der steinzeitlichen Sieder berichtet. Während der kalten Jahreszeit wurden die Vorräte immer wieder knapp bei unseren Siedlern und es mussten nicht nur die Menschen des Dorfes durch den Winter gebracht werden, sondern auch die eigenen Haustiere. Diese wurden zum Teil gefüttert und zum Teil mussten sie selbst Nahrung im Freien suchen.
Zwar ergänzte die Jagd auch die Ernährung aus den Vorräten, aber archäologische Funde beweisen, dass Haustiere besonders im Winter geschlachtet wurden. Knochenfunde der Tiere lassen Informationen über das Schlachtalter und den Verwendungszweck zu. Jung geschlachtete Rinder dienten wahrscheinlich vornehmlich dem Fleischkonsum. Unsere Siedler in Pestenacker schlachteten ihre Tiere jung und hauptsächlich im Winter.
Wissenschaftler:innen gehen auch davon aus, dass im Falle von Bränden von Wohnhäusern, Schädlingsbefall der Vorräte oder auch Missernten und damit Hungersnöten, Überfälle auf benachbarte Gemeinschaften stattfanden. In Pestenacker kann dies bisher aber nicht nachgewiesen werden.
Bonusinfo: Viele vergessen, dass der Frühling auch sehr hart war neben dem Winter, obwohl es wärmer wurde! Es war nämlich noch sehr viel zutun bis zur nächsten Ernte, da die Vorräte häufig im Winter komplett aufgebraucht wurden.
Auf unserem heutigen Foto: Kühe in der Kalmück-Steppe im Winter suchen nach Nahrung. So ähnlich könnte es auch in der Steinzeit in unserer Gegend abgelaufen sein.
Ihr habt weitere Fragen zum Leben in der Steinzeit? Dann #FragDieArchäologin bei der #FrageDerWoche und schreib uns!
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